Ein Abend - gewidmet dem Klavier
Dominik Stadler,
Klavier
Nicht ohne Grund war dieser Klavierabend mit Dominik Stadler als weiterer Höhepunkt in unserem Veranstaltungskalender
angekündigt. Der junge Künstler hat nicht nur bereits Solokonzerte mit Orchester gegeben, hochwertige Preise für Solisten auch im Ausland gewonnen - er hat es an diesem Abend auch geschafft, den
Langenbrückener Kursaal und seine Gäste in seinen Bann zu ziehen.
Die Musikfreunde im voll besetzten Saal konnten nicht nur ein Erlebnis für die Ohren mit feinsinnig interpretierter,
auswendig und ehrgeizig gespielter Musik erleben, sondern sahen zugleich einen Pianisten, der vollen Einsatz zeigt und Musik ganz offensichtlich im Blut hat. Leidenschaftlich spielte er Stücke
und Interpretationen von Beethoven, Franz List und Franz Schubert - gefolgt von einer kurzen, dafür aber umso interessanteren Zugabe von Chopin.
Dominik Stadlers Konzert lieferte einen hervorragenden Abschluss für unser Schubertjahr 2017 mit dem Motto „Ich hab an dich gedacht – Franz Schubert.“
(kob) Stadlers Klavierabend im voll besetzten Kurhaus Bad Schönborn begann mit zwei Sätzen aus der Sonate e-moll, op. 90, von Beethoven, von denen vor allem der erste sogleich die für den Abend kennzeichnende Zuhör-Spannung erzeugte.
Das ausdrucksstarke Werk lag dem vollkommen auswendig spielenden Interpeten zu Recht am Herzen.
Dankenswerterweise ließ er auch Franz Liszt die diesem gebührende Würdigung mit hochvirtuosem Spiel zuteilwerden: zum einen mit der Konzertetüde Nr. 3 Des-Dur, zum anderen mit den Liedtransskriptionen des „Ständchens“ und des „Ave Maria“ von Schubert. Als vorgeschalteten, sehr bemerkenswerten Programm-Schritt spielte Stadler eine Gruppe von fünf Variationen über ein Thema von Franz Schubert. Diese hat Helmut Lachenmann (geb. 1935) komponiert. Er ist im hiesigen Raum u. a. wegen seiner Dozentur an der Stuttgarter Musikhochschule kein Unbekannter. Lachenmann empfing wesentliche Anregungen von Karlheinz Stockhausen und von Luigi Nono. Er fördert in seiner Musik „Ein- und Ausschwingungsprozesse, Impulse, statische Farben, Fluktuationen und Texturen“ und forderte so dem jungen Pianisten bei dessen Vortrag hoch qualifizierte Leistungen ab.
Der eindrucksvolle Klavierabend des Bad Schönborner Kulturkreises schloss mit den sehr beliebten Vier Impromptus D 935, op. posth. 142, von Schubert, bei denen man als Zuhörer genießerisch schwelgen konnte.
Das Publikum war von dem eindrucksvollen Klavierabend des Kulturkreises mit Dominik Stadler sehr angetan und wurde von ihm mit einem stürmischen, aber kurzen Chopin (Etüde 10) verabschiedet.
(Mit freundlicher Genehmigung der BNN/ Koelblin)
Neues über Juden erfahren...
Pfarrer i.R. Schmitz führte über den jüdischen Friedhof
Wie kann ein Mensch „Mayer Mayer“ heißen? Diese Frage leuchtete ein – und der Referent im jüdischen Friedhof von Mingolsheim konnte sie natürlich beantworten. Nicht umsonst hat sich Hans-Georg
Schmitz seit Jahren mit den letzten Generationen hiesiger Juden beschäftigt. Der Ruhestandspfarrer, früher in Frauenweiler und Malsch tätig, jetzt in Bad Schönborn wohnhaft, wusste genau bei den
jüdischen Eigennamen Bescheid. Mayer war eine alte Östringer Händlerfamilie, und einer davon bekam eben den Namen Mayer auch als Vornamen.
Der Referent bei der Führung über den Friedhof der Malscher, Östringer und Mingolsheimer Juden wusste die Mayer-Sippe auch beim Thema Religion einzuordnen. Auf dem Grabstein im alten jüdischen
Friedhof in der Mingolsheimer Konradin-Kreutzer-Straße waren deutlich zwei Kannen zu erkennen: Symbole der kultischen Reinigung. Die Familie Mayer wäre also im Falle eines Falles berechtigt, im
Tempel von Jerusalem Kultdienst zu machen. Mayer ist der älteste der hier Begrabenen.
Gestorben ist er an einem Neumondtag des jüdischen Jahres 5639. Man zieht da die 5000er Zahl ab, so erfuhren die drei Dutzend Teilnehmer der heimatkundlichen Veranstaltung des örtlichen
Kulturkreises. So kommt man nach jüdischem Glauben auf die Jahreszahl (5000 und) 639 nach der Schöpfung.
Trotz der sengenden Sonne hielten die Zuhörer aus Malsch, Rettigheim, Östringen und Bad Schönborn zwischen den etwa 160 Grabsteinen aus – und die wurden belohnt durch neueste Forschungsergebnisse
besonders zu einer Malscher Judenfamilie, die zehn Kinder hatte.
Foto: Schmidt-Lange
Voller Temparament - Mit Violine und Gitarre
Jeanetta Pitkevika, Violine und Maximilian Mangold,
Gitatte
Gleich drei Wochen nach dem Auftakt seines Franz-Schubert-Jahres bot der Kulturkreis Bad Schönborn am Sonntag den 9. April ein weiteres Konzert um den Komponisten der Romantik herum. Die Besetzung Violine und Gitarre mag manchem Besucher im Langenbrücker Kursaal Sigel zunächst ungewöhnlich vorgekommen sein. Aber Schubert liebte die Lieder, und Lieder wurden in seiner Zeit gern mit der Geige gespielt und mit der Gitarre begleitet. Der Gitarre-Solist des Abends Maximilian Mangold aus Leimen hatte in diesem Sinn ein schlüssiges Programm von Schubert bis zum furiosen Violine-Solo „Recitativo, op.6“ von Fritz Kreisler (gestorben 1962) zusammengestellt.
Die temperamentvolle, schwer zu spielende Musik von Schuberts 15 Jahre älterem Zeitgenossen Niccolo Paganini rahmte das begeistert aufgenommene Konzert ein. Das Werk „Centone di Sonate“ opus 64.1 und die Sonate XIV schrieb der „Teufelsgeiger“ original für Violine und Gitarre. Man hörte den begeisterten Gitarrespieler und Violinisten Paganini heraus, wenn er im erstgenannten Werk den Musikern virtuose Melodie-Läufe abverlangt sowie schnelle Pizzicati sowohl im Forte wie auch im Piano. Im zweiten Werk des berühmten Meistergeigers überraschte der überzeugende Wechsel vom gefühlvollen Cantabile-Satz mit dem pathetischen Abschluss, dem geradezu rasenden Rondo. In diesem beeindruckenden „Rausschmeißer-Stück“ glänzte die in Lettland geborene Violinistin Jeanette Pitkevica mit gebändigter Leidenschaft und sicherer Virtuosität. Auch mit der Griffhand links noch Pizzicati zupfen? Paganinis Tricks waren für die in Mannheim lebende, oft prämierte Solistin kein Problem.
Beide perfekt harmonierenden Musiker genossen das leidvolle Schwelgen des Fischermädchens und die flatternde Leichtigkeit der Taubenpost in Schuberts „Ständchen“, bearbeitet von seinem Zeitgenossen Theobald Böhm. Das war Biedermeier pur! Beethovens gelegentliche Problem-Musik liegt hier weit zurück. Man liebt die Ablenkung, die gute Laune, die weiche Stimmung, die wienerische Sangesseligkeit.
In dieser Zeit kam die Oper gerade recht. Der Spanier Fernando Sor (geboren 1778) variierte im Wiener Stil „Das klinget so herrlich“ aus Mozarts Zauberflöte. Nach einer Art Ouvertüre erklangen neckisch-freche Variationen zwischen Dur und Moll, zwischen Kuckuck-Staccato und der Harfe nachempfundenen Gitarre-Akkorden. Dies interpretierte das überzeugende und stilsichere Duo genauso treffend wie die „Nocturnes“ von Francesco Molino (op.37 und 38), wo der Gitarrist sozusagen die zuerst seufzende Geigerin gefühlvoll tröstet.
Foto: Schmidt-Lange
Karlsruher Konzertduo begeistert die Kulturfreunde
Reinhard Armleder, Cello und Dagmar Hartmann,
Klavier
Konzert am 19. März
Mit großer Bandbreite überzeugt
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch direkt vor der eigenen Haustür liegt? Oder anders gesagt: Zum Glück gastierte das Karlsruher Konzert-Duo im nahe gelegenen Kursaal Sigel in Bad Schönborn und bescherte den zahlreich erschienenen Zuhörern einen hochkarätigen und unvergesslichen Abend.
Die musikalischen Veranstaltungen des Kulturkreises Bad Schönborn stehen dieses Jahr unter dem Motto „Ich hab‘ an dich gedacht“ und befassen sich also mit Franz Schubert. Allerdings werden nicht nur seine Werke erklingen, wie der Vorsitzende Eike Schmidt-Lange in seiner Begrüßung anschnitt.
Den ersten Abend gestaltete das Karlsruher Konzert-Duo auf selten gehörte Weise. Vom ersten bis zum letzten Ton riss der Spannungsbogen nicht ab und man wartete als Zuhörer gebannt auf den nächsten Bogenstrich oder Tastenanschlag.
Bei Robert Schumanns „Fantasiestücke Opus 73“ setzten Reinhard Armleder am Cello und Dagmar Hartmann am Klavier werkgetreu die Satzbezeichnungen um. „Zart und mit Ausdruck“ bestimmte das Cello die Melodie im ersten Satz, während „lebhaft, leicht“ im zweiten Satz der Cantus zwischen Cello und Klavier hin und her gespielt wurde. „Rasch und mit Feuer“ spielte sich das Duo in die Herzen der Zuhörer. Besonders beeindruckte Reinhard Armleder in Felix Mendelssohn Bartholdys „Lied ohne Worte Opus 109“ mit sicherer Melodieführung und einer atemberaubenden bis zum letzten Ton gehaltenen Spannung. Sogar das Publikum hielt kurz inne, ehe es den verdienten Applaus gab. Vom eigentlichen Mottogeber Franz Schubert spielte das wunderbare Duo zwei Werke, die „Sonata a-Moll, D 821“ und das Lied „Auf den Wassern zu singen, op 774.“ Die von den beiden Musikern emotional gespielte „Arpeggione-Sonate“ wurde mit dem leicht eingängigen Lied, bei dem sich Cello und Klavier stimmlich ergänzten, abgerundet.
Einen Ausflug ins Spanien des letzten Jahrhunderts präsentierte das Duo mit weiteren Werken. Enrique Granados „Spanischer Tanz Nr. 3“ wurde durch das temperamentvolle Spiel von Dagmar Hartmann zum Hörgenuss, ehe bei Manuel de Fallas „La vida breve“ beide Musiker rhythmisch zur Höchstform aufliefen. Reicher Applaus bezeugte am Ende des Konzertes die umfassende Musikalität des Duos, welche noch lange in Erinnerung bleiben wird.
BNN / Markus Wittig. 21.3.2017
Aus dem Programm:
„Ich hab an dich gedacht: Franz Schubert“ Konzert I (19.3.2017, 19.30 Uhr, Kursaal)
Robert Schumann Fantasiestücke Op. 73
Felix Mendelssohn Bartholdy Lied ohne Worte D-Dur, op. 109
Franz Schubert Sonate a- Moll, D 821, “Arpeggione-Sonate”
Franz
Schubert
Auf den Wassern zu singen, D 774 Op. 72 Lieder
Frédéric Chopin Polonaise brillante C-Dur Op. 3
Franz Liszt Liebestraum, op. 62 Nr. 3 (Arrangement: Gaspar Cassadó)
Gabriel Fauré Élégie c-Moll, Op. 24
Enrique Granados Orientale – Spanischer Tanz Nr. 3
Manuel de Falla
La vida breve: Spanischer
Tanz